Johannesschule Erkrath

 Haiti
 
  
Karte von Haiti
 
 

Unsere Partnerschaft mit Haiti

Die Pfarrgemeinde Sankt Johannes d.T. in Erkrath hat schon vor einigen Jahren mit einer Pfarrgemeinde auf Haiti eine Partnerschaft begonnen. Es ist die Gemeinde “Maria Goretti” in Chambellan, im Inland gelegen.
Dort gibt es auch - durch den Pfarrer vor Ort initiiert - eine Schule. Das ist in diesen armen Landgegenden etwas überaus Seltenes. Mit dieser Schule sind wir von der Johannesschule 1996 eine Partnerschaft eingegangen.

 

 
 

Pfarrer Jean Parnel Lundy, Pfarrer in Chambellan
und zugleich Schulleiter der Grundschule,
schrieb nach der Rückkehr
von seinem Besuch im Herbst 2004:

 

 
 
Chambellan, 2. Oktober 2004

Das von etwa 28.000 Einwohnern bewohnte Dorf Chambellan ist trotz seines immerwährenden Frühlings ein zutiefst bemitleidenswerter Ort. Chambellan ist in ganz Haiti sehr bekannt für seine üppige Vegetation und seine hohe Niederschlagsmenge.
Die Umgebung ist stets grün und sehr reizvoll. Wer zum ersten Mal hierher kommt, glaubt fast in einem anderen Land zu sein. Trotzdem ist die Situation ähnlich der von allen Dörfern Haitis. Durchflossen vom Fluß Grand-Anse zeigt Chambellan durch seine grüne Vegatation die letzten Spuren des "Perle der Antillen" genannten Haitis. Es ist der Nahrungsspeicher des Departementes Grand Anse und des Westens des Landes. Trotzdem fehlen moderne Produktionsmethoden, stattdessen wird die Landwirtschaft sehr archaisch betrieben.
Ähnlich wie andere Pfarreien im Landesinneren haben auch wir Defizite in der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Gebietes. Was die wirtschaftlichen Aktivitäten betrifft so lebt Chambellan ausschließlich von der Landwirtschaft, der Viehzucht und dem Kleinhandel: Mais, Lebensmittel wie Jamswurzel, Bananen, und Fruchtbäume werden hier produziert ebenso wie die landwirtschaftlichen Handelsgüter Kakao und Kaffee. Das Vieh wird auf verschiedenen regionalen Märkten der Umgebung oder in Jérémie und Port-au-Prince gehandelt.
Die ökonomisch und finanzielle Infrastruktur zeigt große Schwächen. Es gibt keine Tankstelle, keine Apotheke, kein Restaurant, kein Hotel, kein Bauunternehmen, kein größeres Geschäft. Um sich mit dem Lebensnotwendigen einzudecken stehen den Bewohnern von Chambellan nur einige Miniläden und die Angebote der ambulanten Händler zur Verfügung.
Auf dem Gebiet der Finanzeinrichtungen besitzt Chambellan seit 99 eine "Volkskasse", die sogenannte CaPoCha, Caisse Populaire de Chambellan. Es gibt auch seit mehreren Jahren eine Kaffe- und Kakao-Kooperative. Jeden Donnerstag steht der Bevölkerung der öffentliche Markt den ganzen Tag über zur Verfügung, auf dem sich Hunderte von Händlern und Kaufinteressenten versammeln, die aus fast dem ganzen Landkreis angereist kommen.

Als weiterverarbeitende Industriezweige gibt es lediglich zwei Mais-Mühlen und mehrere Bäckereien. Im Zentrum und in unmittelbarer Nähe dazu funktionieren mehr schlecht als recht mehrere Schreinereien. Zwei Kilometer vom Zentrum entfernt gibt es eine Blechschmiede(oder Kupfer-,oder Kesselschmiede. Was die zivilisatorische Infrastruktur angeht, so hat die Gemeinde ein Trinkwasserversorgungssystem, das das Zentrum ständig mit Wasser versorgt.
Seit dem Jahr 2002 hat Chambellan als Geschenk der Regierung Aristide/Neptun einen 27 kW starken Motor erhalten, der das Zentrum des Dorfes und seine Umgebung drei Stunden am Tag mit Strom versorgt, an Festtagen sind es fünf Stunden. Seit ungefähr sechs Monate hat der Motor wegen fehlendem Treibstoff das Dorf nicht mit Strom versorgt.
Die haitianische Telefongesellschaft ist mit einem Zentrum aus vier Telefonzellen zugegen, die den Chambellanern erlauben, von hier aus nach außen zu telefonieren. Leider fiel dieses Telefonzentrum schon nach einer kurzen Betriebszeit aus und wurde auch bis heute nicht wieder repariert.
Auf dem Gebiet der Erziehung gehört Chambellan zu einer der Kommunen, in der die Quote der Analphabeten recht hoch ist. Heute gibt es glücklicherweise beachtliche Bemühungen, diese Quote zu reduzieren. Zur Zeit gibt es hier ungefähr 17 Grundschulen, sechs weiterführende Schulen sowie zwei Vorschulen. In unseren 14 kleineren Außenstellen funktioniert je eine kleinere Schule mehr schlecht als recht. Weil es keine fundierte Schultradition gibt, hat die Bevölkerung Schwierigkeiten den Erfordernissen und Prinzipien der Erziehung so zu entsprechen, wie es das betreffende Ministerium vorsieht. Dazu kommt die ökonomische Schwierigkeit der Eltern, die Schulkosten für ihre Kinder aufzubringen. Seit 1997, mit der Gründung der Schule St. Maria Goretti und durch ihr Vorbild, beginnt sich vieles in der Funktionsweise der Schulen von Chambellan zu ändern. Die Schule St. Maria Goretti bietet dank der Unterstützung durch und der ausgezeichneten Beziehung zur Johannesschule, die ihr eine beachtliche finanzielle Unterstützung hat zukommen lassen, der Bevölkerung ein Schulmodell, das sich sehr um die qualitativ gute Ausbildung der Schüler unter Einbindung der Eltern in einem harmonischen Miteinander bemüht. Die Schule St. Maria Goretti erfreut sich wegen der seriösen und hohen Qualität der Ausbildung einer großen Anerkennung in Chambellan selbst und in der Umgebung. Übrigens wird auf den dringenden und beharrlichen Wunsch der Bevölkerung, besonders der Eltern der Schüler der Schule St. Maria Goretti, am 13. September die Einweihung und der Beginn des dritten Zyklus für die Klasse des siebten Jahrgangs stattfinden. Diese neue Klasse erfordert Lehrer mit einer höheren Ausbildung. Zwischenzeitlich ist mit dem Bau der für den dritten Zyklus erforderlichen Klassen begonnen worden. Aufgrund von Materialengpässen für den Bau wie Eisen und Zement mussten die Arbeiten zur Zeit eingestellt werden.
Um das Bildungsniveau der Lehrkräfte in Chambellan zu verbessern, wird dort eine Lehrerfortbildungsveranstaltung abhalten werden. Diese wird vier Tage dauern und ein ausführliches Programm umfassen, das vom Erziehungsministerium ausgearbeitet wurde und für alle Schulen des Landes gültig ist. Es umfasst Lehrpläne für die ersten bis sechsten Grundschulklassen. Zudem veranstalten die Lehrer am 10. September einen pädagogischen Tag.
Die gesundheitliche Situation in Chambellan ist kritisch. Sie ist gekennzeichnet durch schwache sanitäre Strukturen und eine geringe Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal.
Um einige Krankheiten zu bekämpfen, besitzt die Gemeinde ein Gesundheitszentrum ohne Betten und an der Peripherie eine Verteilstation. Dieser sanitären Infrastruktur fehlen die einfachsten Hilfsdienste und Sachmittel wie die Versorgung mit Medikamenten, ein funktionierendes Labor, Elektrizität...
Und ausgebildetes Personal ist rar: Ein Arzt und eine Laborantin je für 10 Monate im Sozialdienst, drei Hilfskrankenschwestern und drei Gesundheitsberater. Die Verteilstation in Bourdon, 20 km von Chambellan entfernt, hat überhaupt weder Material noch Personal. Mehrere Stationen existieren nur dem Namen nach.
Eine große Vielfalt von Glaubensrichtungen existiert in Chambellan: Katholiken, protestantische Sekten, Baptisten, Methodisten, Kirche Gottes, Corpus Christi, Zweite Kirche der Baptisten, Heilsarmee, Mission für den Glauben, Kirche des Manna, 7-Tages-Adventisten, Vodou-Kreuzzug usw.
Der Protestantismus durch seine verschiedenen religiösen Sekten versucht mit allen Mitteln seine Glaubensauffassung den Katholiken aufzudrängen. Er organisiert recht häufig lebendig gestaltete Gebetsversammlungen und Gottesdienste unter freiem Himmel.
Es dauerte bis 1984, dass Chambellan in den Rang einer Pfarrei erhoben wurde. Pfarrer Henry Dominique war ihr erster Pfarrer, für nur acht Monate. Die neue Pfarrei wurde nach seinem Weggang nacheinander von den Pfarrern Louis Gabriel Blot, Nèrèe Lindor, Paul-Emile Laroque, Jean Antoine und Jean Parnel Lundy, dem jetzigen Pfarrer, betreut. Mit der jetzigen Verwaltung strukturiert sich die pfarrliche Pastoral. Die Pfarrei hat sich gut entwickelt und bietet besonders den Jugendlichen eine Stütze. Es gibt Gebetsversammlungen, Seminare, Ausbildungskurse und Katechese-Kurse.
Die Lebenskraft der Kirche von Chambellan macht sich ohne Widerspruch bemerkbar durch den Platz und den Bau der neuen Kirche im Zentrum des Ortes, der Gründung der Schule St. Maria Goretti, den wöchentlichen Versammlungen von sieben Bewegungen der katholischen Aktion, der Ausbildung von sechs Choral-Gruppen, die bei den eucharistischen Feiern auftreten, und der Partnerschaft mit der Pfarrei St. Johannes in Erkrath.
Es erscheint mir erwähnenswert, dass jedes Jahr über 80 Gläubige nach einer zweijährigen Vorbereitung zur Ersten heiligen Kommunion geführt werden. In den Außenstationen dauert die Vorbereitung zur Erstkommunion 10 Monate. Und jedes dritte Jahr erhalten über 100 Gläubige die Firmung. Lassen Sie mich Ihnen sagen, dass die feierlichen Gottesdienste an Sonntagen regelmäßig ein und eine halbe bis zwei Stunden dauern, an Festtagen auch noch sehr viel länger. Wir feiern gerne zusammen, Zeitdruck haben wir dabei nicht. Die Kirche ist immer gut besucht, die Messen ähneln den Ihren, nur eben mit Liedern und Tänzen, die zum großen Teil ein Produkt unserer eigenen Kultur sind. Es ist ja auch völlig normal, dass es im Grund das gleiche ist und dass die Gestaltung differiert, denn Sie und wir feiern dieselbe Eucharistie des Jesus Christus, jeder in seiner Sprache. Wir sind weit voneinander entfernt, aber wir sind auch eng zusammen. Danke für all das, was Sie für die Pfarrei tun und was Sie für unsere Pfarrei bedeuten.
 
 Herzlich der Ihre
 Pfarrer Jean Parnel Lundy
 Pfarrer von Chambellan

 



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